Belmont-Preis 2020 für zeitgenössische Musik
Die Forberg-Schneider Stiftung vergibt den mit 20.000 Euro dotierten Belmont-Preis 2020 an den Jazzpianisten und Komponisten Florian Weber, einen Musiker, den sie für einen bahnbrechenden Innovator der zeitgenössischen Musik hält. Florian Webers musikalischer Bezugsrahmen scheint unerschöpflich zu sein: Er reicht von Maurice Ravel, Arnold Schönberg und Karlheinz Stockhausen bis hin zu Lee Konitz, John Taylor, Paul Bley und sogar der sogenannten Weltmusik. Die Hauptstütze seiner Musik ist die Improvisation. Um das Kuratorium der Stiftung zu zitieren: Sein Klavierspiel ist ebenso grenzenlos in seinen Möglichkeiten wie ökonomisch und konzentriert. Anstelle von postmodernen Gesten arbeitet er mit der musikalischen Substanz.‘ –
Florian Weber (geb. 1977) hat sich schon früh in seiner Karriere den Respekt der maßgeblichen Jazzmusiker erworben. Noch während seines Studiums in Köln und am Berklee College of Music in Boston spielte er auf der Bühne oder im Studio mit Meistern der Improvisation wie Michael Brecker, Albert Mangelsdorff, Eddie Henderson und Benny Bailey. Auch mit seinem Trio Minsarah und dessen gleichnamiger Debüt-CD (2006) erlangte er internationale Bekanntheit. Lee Konitz, sein späterer Mentor, schloss sich Minsarah an, um ‚Deep Lee‘ (2007) und das legendäre Konzert ‚Live at the Village Vanguard‘ (2012) aufzunehmen. Florian Weber betrachtet die Improvisation als eine moderne und spontane Form des Komponierens, die von Offenheit und großer Entdeckerfreude getragen wird. Sein jüngstes New Yorker Quartett besteht aus Musikern, die ihn ‚vor allem wegen der Unterschiede zwischen ihnen und ihren Improvisationstechniken interessieren‘. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit, ‚Lucent Waters‘, erschien Ende 2018 beim Label ECM und wurde von der Fachpresse begeistert aufgenommen. Die New York Times lobte seine „Ästhetik der aerodynamischen Geläufigkeit“, die nie versucht, sich aufzuplustern oder zu überwältigen, und die von einem enorm flexiblen, klaren und vielseitigen Klavierklang lebt.
In seinem neuesten Programm arbeitet Florian Weber mit Mitgliedern des Frankfurter Ensemble Modern zusammen und lässt sich vom „Koalitionsschach“ inspirieren (einer von Arnold Schönberg erfundenen Schachvariante), wobei er nicht nur die Spielregeln berücksichtigt. Dieses Programm wird Ende Oktober uraufgeführt, soviel sei verraten. Weitere Informationen erhalten Sie bei der Veröffentlichung des Pierre-Boulez-Saal-Programms für die Saison 2020/2021 am 10. Juni. Als Sohn einer Opernsängerin und eines Musikprofessors kam Florian Weber schon früh mit klassischer Musik und dem Klavier in Berührung. Sein scheinbar vorgezeichneter Weg führte ihn zunächst zum Studium der Mathematik, Physik und Biologie – ein deutlicher Hinweis auf die universellen Interessen, die in seiner Musik immer wieder zum Tragen kommen. Florian Weber lebt abwechselnd in Osnabrück und New York. Er unterrichtet an Hochschulen in Deutschland und im Ausland.
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