Bei seinem zweiten ECM-Auftritt (nach einer von der Kritik hochgelobten Duo-Aufnahme mit Markus Stockhausen) führt der Pianist Florian Weber eine starke Besetzung durch ein Programm seiner Kompositionen und Skizzen. Ob er bei „Honestlee“ seinem Mentor Lee Konitz Tribut zollt, die glitzernde „Melody of a Waterfall“ impressionistisch wiedergibt oder bei „Butterfly Effect“ aus Klangfragmenten ein beeindruckendes Drama erzeugt, Weber entlockt seinen Spielern immer wieder neue Antworten. „Ich wollte, dass dieses Projekt so offen wie möglich ist“, sagt er. „Die Idee der Erkundung ist hier wichtig und die Unterschiede zwischen den Spielern. Der kräftige, bodenständige Bass von Linda May Han Oh kontrastiert auffallend mit dem flotten, fließenden Schlagzeugspiel von Nasheet Waits und schafft neue Kontexte für die elegant erfindungsreiche Trompete von Ralph Alessi und das äußerst kreative Klavierspiel des Leaders. Lucent Waters wurde im September 2017 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.

Alba ist die erste Aufnahme des Duos des Trompeters Markus Stockhausen mit dem Pianisten Florian Weber, einer Formation, die seit etwa sechs Jahren besteht. Obwohl beide Musiker eine sehr unterschiedliche Beziehung zur Sprache des Jazz haben, teilen sie ein tiefes Interesse am Prozess des kreativen Ausdrucks: mit Intensität nach innen und außen auf die Dinge zu schauen, nach Echos, Resonanzen, Einsichten.

Zunächst experimentierte das Duo mit elektronischen Klängen, auch um die „Eröffnungsklänge“ zu erzeugen, die Stockhausen anzogen, seit er in den frühen 1980er Jahren zum ersten Mal mit dem Trio von Rainer Brüninghaus spielte. Doch bei Weber stellte sich bald heraus, dass das Duo stärker klang, wenn es akustisch spielte. „Florian hat diesen unglaublichen Anschlag und die Möglichkeiten, den Klang des Klaviers zu modulieren. Er hat so viele Farben zur Verfügung“. Alba ist die erste ECM-Aufnahme von Markus Stockhausen seit der Veröffentlichung von Karta im Jahr 2000. Florian Weber, ein Preisträger des Preises der deutschen Jazzkritik, der mit Albert Mangelsdorff, Lee Konitz und vielen anderen gespielt hat, gibt hier sein ECM-Debüt.

Ausgewählte Künstler

In New York, einer seiner „Biosphären“, hat Florian Weber mit dem Bassisten Thomas Morgan und dem Schlagzeuger Dan Weiss ein Trio formiert, das sich – mit Lionel Loueke als Gast – als kompakter Klangkörper präsentiert: ineinander geschachtelte Rhythmen, verwoben in einen vorwärts treibenden Beat, der bei manchen Stücken – wie bei Webers „Cosmic“ – ins Rocken gerät und Piano und Rhodes sich gegenseitig befeuern. Mit Morgan und Weiss, einem der angesagtesten Drummer der Improvisationsszene des Big Apple, zimmert Weber auch aus Popsongs – Coldplay, Jamiroquai, Clapton – kraftvolle Grooves mit starken Breaks, aber ohne Muskelspiel der Beteiligten: Morgans Solopart etwa bei dem Coldplay-Hit „Clocks“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie gut dieses Trio funktioniert. Louekes Gitarre mischt sich bei einigen Songs mit perkussiven Tönen ein. Mittendrin dann gibt’s eine sphärische Einlage, Louekes „Mivakpola“ als Interludium, mit samtenem Gesang und lyrischem Gitarre-Piano-Duett.
(Uli Lemke)

Klavier, E-Piano [Rhodes] – Florian Weber
Kontrabass – Thomas Morgan
Schlagzeug, Tabla – Dan Weiss
Gitarre – Lionel Loueke

Liner Notes – Ralf Dombrowski
Mastered By – Peter Mew
Producer – Matthias Winckelmann
Recorded By – Joe Marciano, Max Gross Dezember 2011

Urheberrecht © – Enja Records