Florian Webers new Album - " Imaginary Cycle"
Groß angelegt und in seiner grundsätzlichen Disposition einzigartig, ist Florian Webers Imaginary Cycle, der für die ungewöhnliche Besetzung von Blechbläserensemble und Klavier konzipiert wurde, ein Hybrid aus mehreren musikalischen Sprachen, der das Harmonische mit dem Gewagten nahtlos verschmilzt. Weber präsentiert hier einen vierteiligen Zyklus, der von einer Eröffnung und einem Epilog eingerahmt wird. Mit dabei ist eine Gruppe aus vier Euphonien, einem Posaunenquartett sowie der Flötistin Anna-Lena Schnabel und Michel Godard auf dem selten verwendeten „Serpent“-Blechblasinstrument, die gemeinsam ein Werk aufführen, bei dem die Grenze zwischen Improvisation und Komposition verschwimmt. Während das Ensemble elegant durch Florians mehrere Idiome umfassendes Werk reist, mischen sich symphonische Passagen mit Kontrapunktik, pastorale Vorstellungen werden mit zeitgenössischen Texturen kontrastiert, während jede Stimme des Ensembles eine unabhängige Rolle spielt und zu einem Ganzen beiträgt.
Wie das Projekt entstanden ist, erläutert Weber in den Liner Notes: “Das gesamte Projekt wurde von Anfang an gemeinsam mit Manfred Eicher entwickelt. Zuerst war ich nur auf das Klavier fokussiert. Aber Manfred brachte schon sehr bald die Idee ein, weitere Instrumente mit einzubeziehen – jedoch aus der Ferne.” „Lontano“ war der spezifische Begriff, den der Produzent verwendete, um seine Klangvorstellung zu umschreiben, bemerkt der Pianist. “Ich war sofort von diesem Ansatz angetan und wir tauschten viele Ideen zu dem Konzept aus. Schon früh schlug er vor, eine Gruppe von Instrumenten hinzuzufügen, die einen tieferen Frequenzbereich abdecken würde.” Geht man noch einen Schritt weiter zurück, so ging es bei den ersten Gesprächen zwischen dem Pianisten und dem Produzenten vielmehr um abstraktere und metaphorische Prinzipien als um die konkrete Musik selbst: “Anfangs hatten Manfred und ich vor allem Bilder im Kopf – malerische, sinnbildliche Landschaften als Impetus für musikalische Erkundungen. Wir haben uns gegenseitig Bilder und Klänge beschrieben und dabei Ähnlichkeiten zwischen unseren Gedanken entdeckt. So als würden wir uns gegenseitig einen Raum beschreiben, mit einer speziellen Atmosphäre, in der sich unsere beiden Blickwinkel überschneiden.”
Bei der Verwirklichung dieses Projekts wird Weber von dem französischen Euphoniumquartett Opus 333 auf der einen Seite und einer handverlesenen Gruppe von vier Posaunisten auf der anderen Seite unterstützt. Webers langjähriger musikalischer Weggefährte Michel Godard, der auf dem Album Serpent und Tuba spielt, war ein enger Berater bei der Auswahl der Euphoniumspieler, Bassposaunistin Maxine Troglauer – eine jüngere, aber ebenso vertraute Bekannte Webers, half bei der Suche nach den richtigen Posaunisten für diesen Zweck.
Zu diesem instrumentalen Fundament gesellen sich neben Florian am Klavier, die Flötistin Anna-Lena Schnabel und Michel Godard, die über und zwischen den Ensembles schweben und eine Verbindung zwischen Klavier und Blechbläsern, eine Brücke zwischen alten und zeitgenössischen musikalischen Ausdrucksformen und nahtlose Übergänge zwischen der komponierten und der improvisierten Welt herstellen. „Einige der Stücke des Zyklus beginnen von einem komplett improvisierten Punkt aus und bauen sich langsam zu einer durchkomponierten Passage auf“, merkt Florian Weber an. „Anna-Lena Schnabel ist besonders sensibel und geschickt darin, auf die Stimmung und den konzeptionellen Bogen der Musik zu reagieren. Sie ist wirklich in der Lage, den kompositorischen Aspekt in ihren Improvisationen zu erfassen. Dasselbe gilt für Michel, dessen Kommunikation mit den anderen Instrumenten einzigartig ist.“
Allen Aspekten von Webers musikalischem Können wird in Imaginary Cycle in ausgedehnten Momenten Raum zur Entfaltung gegeben. Mit dem Begriff der „Komprovisation“ bezieht sich Weber auf die inhärente Synergie von komponierten und improvisierten Elementen, während der von Florian geprägte Begriff der „polyphonen Intuition“ auf die Fähigkeit des Pianisten anspielt, improvisatorische Passagen aus einem fast unbewussten Zustand herauszuentwickeln. Beide Begriffe, die im Begleittext ausführlicher beschrieben werden, sind in der Musik vorherrschend. Intuitiv treibt der Pianist seine üppige Klaviereinleitung zu Beginn des Zyklus auf eine musikalische Lichtung zu, an der die Hörner dazustoßen und bereitet so das Feld für das erste beschwörende Kapitel „Opening“. Die Namen der Zyklusteile – die übrigen drei heißen „Wort“, „Opfer“ und „Segen“ – entstammen Florian Webers Überlegungen zur liturgischen Messe als Mittel der musikalischen Organisation. Die Interaktion – eines der Hauptmerkmale – ist ein Charakteristikum, das den Kern von Imaginary Cycle und den Ansatz des Ensembles ausmacht. Einzelne Instrumente und Ensembleteile lösen sich und gruppieren sich im Laufe des musikalischen Prozesses immer wieder neu. Beeinflusst vom Madrigal der Renaissance ebenso wie von Komponisten des 20. Und 21. Jahrhunderts, sprengt Webers Vision die Grenzen der Polyphonie und führt sein Ensemble zu etwas radikal Neuem und Imaginärem. Das Album wurde im Juli 2022 im Sendesaal Bremen aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
Matthieu Bordenave Trio - "The Blue Land"
Turkey-Syria Earthquake Fundraising concert 2023
Turkey-Syria Earthquake Fundraising concert
Kinan Azmeh (clarinet) & Florian Weber (piano)
30 March 2023 – https://fullcircle.eu/event-5201646
Ralph Alessi Quartet - "It's Always Now"
Ralph Alessis vierte Veröffentlichung als Bandleader für ECM folgt auf eine einzigartige Albumserie, die von The New York Times bis The Guardian ausschließlich mit Lob überschüttet wurde. Die britische Zeitung pries Ralphs vorherige Aufnahme Imaginary Friends (2019) für die “elegante Balance aus ergreifenden, verspielten Originalkompositionen und apart forschender Improvisation” und erklärte es zu “seinem bisher besten Album”. It’s Always Now strotzt jedoch nur so vor Argumenten, dass es einen neuen Anwärter auf diesen Titel gibt. Auf seinem neuen Album ist Alessis einzigartiger Ton so geschmeidig, durchdringend und präsent wie eh und je, umgeben von einer neu zusammengestellten Quartettbesetzung – Pianist Florian Weber, Bänz Oester am Bass und Schlagzeuger Gerry Hemingway – die mit einem sechsten Sinn durch die eigenwillig swingenden Kompositionen des Trompeters navigiert. Das Album ist nicht nur eine Fortsetzung der Arbeit Alessis, sondern rückt auch Florians Entwicklung bei ECM – es ist bereits sein viertes Album für das Label – in den Fokus. Seine individuelle harmonische Herangehensweise an den Tasten ist in der Rolle des Sideman ebenso ausgeprägt wie als Bandleader auf seinen eigenen Einspielungen, und sein tiefes Gespür für den Puls von Alessis Kompositionen bereichert diese Session. Das Album wurde von Manfred Eicher produziert.
Florian Weber "Lucent Waters”
Künstler: Florian Weber
Albumtitel: Lucent Waters
Label:ECM
LabelCode: LC 2516
EAN: 6005 6751588 3
Vertrieb: universal
Florian Weber’s second ECM appearance, following a critically-acclaimed duo recording (Alba, 2016) with Markus Stockhausen, finds the gifted German pianist leading a newly formed quartet through a program of his compositions. Openness is key here: whether paying tribute to mentor Lee Konitz on “Honestlee”, impressionistically conveying the glittering “Melody of a Waterfall”, or generating impactful outcomes from fragments of material on a conceptual piece like “Butterfly Effect”, the intention is to encourage fresh responses from the participants.
“I see this album as a meeting of very independently-minded musicians,” says Weber. “It’s the first time I’ve had a band where what particularly interests me is the difference between the players and their approaches to improvising.” He cites the contrast between the soulful, grounded quality of Linda May Han Oh’s bass playing and Nasheet Waits’s fleet, free-flowing drums. “Linda and Nasheet are very different characters, but they balance each other in their exchanging of energies.” The Lucent Waters line-up marks a first collaboration between Weber and Waits, the drummer being recommended by producer Manfred Eicher for the project. “I liked very much Nasheet’s playing on Ralph Alessi’s ECM albums [Baida and Quiver], those are great recordings, so the idea resonated with me.”
Linda May Han Oh and Florian Weber first worked together in trio with Lee Konitz a decade ago. “That was the beginning of a vivid exchange of ideas that has continued in other contexts. For myself, working with Lee night after night taught me what it really means to be spontaneous in the music.” There’s a difference, Weber suggests, between the contemporary emphasis on “self-expression” and “exploring what is actually there, implied in the material and in the interaction of the players.”
Weber and Ralph Alessi have been in and out of each other’s groups for more than 15 years. Latterly, Weber’s been playing in Alessi’s trio with Dan White. “If I look at my career to date, I’ve mostly tried to play with people that I feel close to, that I understand where they’re coming from, emotionally.” Friends, of course, can still challenge each other: “Ralph always says that my writing and playing pushes him to play differently.” This is strikingly evident on “Fragile Coccoon”, where an initially gentle piece bursts open to feature the trumpet in a blazing admixture of lyricism and intensity, framed by Waits dramatically powerful drums.
There are, says Weber, several factors influencing the pieces gathered here. “Pieces emerge, a lot of times, as a feeling or a perspective on some aspect of my life – in this case the twilight atmosphere of the touring musician’s world, and all the ups and downs of that. Then there’s the compositional aspect: I’m always trying to create or shape something which hasn’t, to my knowledge, been there before.”
The degree of freedom given to the players differs from piece to piece. “On ‘Brilliant Waters’, for instance, I didn’t give them much more than the title: that’s a free, open piece, although we end organically on one note, which does sound composed. I did tell the group that I wanted the album to have a sense of narrative, with interconnecting links, of some kind. A motif that appears in one piece might recur in another piece, perhaps reversed. Atmospheric ideas return, two pieces may have a similar instrumental emphasis at certain points, or a soundscape may be similar. As a bandleader I think there’s a fine line between giving musicians too much information and not giving them enough: I wanted the musicians to make their own thing, too.”
Nasheet Waits has the freest role in “Melody of a Waterfall”, which takes its inspiration partly from traditional Japanese drum ensembles: “I like the clarity and focus of that music, its stillness as well as its passion and energy. I find Japanese culture and its ideas fascinating and have tried to understand it – insofar as one can, as a westerner.”
“From Cousteau’s Point Of View” references some recent diving experiences: “The changed three- dimensional perspectives and transparency are central to this tune. Musically it’s 3 against 7, both times going on at the same time, and you’re not sure which one you should follow. I like transparency, but too much of it can make the mystery disappear. And I also like the mystery, just as I like the things that are not said, and the notes not played.”
“Honestlee”, dedicated to Lee Konitz (“every time I meet Lee I learn something new” says Florian), incorporates “some Lennie Tristano School ideas, but not Tristano-style playing. It explores some ideas he had about lines and counterpoint.” The piece also takes impetus from drawings which Karlheinz Stockhausen made at Darmstadt. “The drawings illustrate some polyphonic concepts. I looked at them and immediately wanted to write a tune. Wanting to dedicate something to Lee, the ideas converged. So we start with lines and then go into open mode.” Weber’s playing, exemplary throughout, is particularly affecting here. (Konitz, on hearing this recording, has said “Florian is one of the most creative piano players I have ever played with. His music is totally free. He has got the texture, the feeling, just beautiful. I am very touched by this music. It feels divine to me.“)
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Born into a musical family in Detmold, Germany, in 1977, Florian Weber began playing piano at the age of four, and by the time he graduated high school was appearing with both jazz and classical ensembles. In Cologne he studied with Hans Ludemann and John Taylor, before heading to the USA and further studies with teachers including Paul Bley, JoAnne Brackeen, Danilo Pérez and Richie Beirach. In 2002 Weber founded Trio Mensarah with bassist Jeff Denson and drummer Ziv Ravitz. By 2006, Lee Konitz was playing with the group which subsequently formed the basis of his New Quartet, touring widely and recording a prizewinning album at New York’s Village Vanguard. In 2011 Weber founded the group Biosphere with guitarist Lionel Loueke, bassist Thomas Morgan and drummer Dan Weiss. Florian Weber also continues to play with trumpeter Markus Stockhausen. The intuitive music of their ECM album Alba was praised for its “natural warmth and character” by The Times of London. For further details, including details of upcoming dates, visit.
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Lucent Waters was recorded at Studios La Buissonne in the South of France in September 2017 and produced by Manfred Eicher.
LINE-UP
Florian Weber – piano
Linda May Han Oh: bass
Ralph Alessi – trumpet
Nasheet Waits: drums
www.ecmrecords.com
INSIDE OUT
INSIDE OUT
Markus Stockhausen (tp/flh) – Florian Weber (p)
Two of the best german jazz musicians join forces. Markus Stockhausen, one of the leading trumpeters of our time, and Florian Weber, prize winning shooting star of the german jazz scene, create a multi coloured mix of jazz, with classical influences and free intuitive playing. Their common european classical background guarantees a performance of highest musical and technical values. Wide imagination and playful, fiery moments make their concerts unforgetable.
CD INSIDE OUT to be released on ECM in 2015
new Video INSIDE OUT (11′) with Florian Weber, piano
Short clip INSIDE OUT – Tenderness (2′)
Samy Deluxe und Florian Weber
Samy Deluxe und Florian Weber
Florian Weber "Biosphere"
Florian Weber: Biosphere
In New York, einer seiner „Biosphären“, hat Florian Weber mit dem Bassisten Thomas Morgan und dem Schlagzeuger Dan Weiss ein Trio formiert, das sich – mit Lionel Loueke als Gast – als kompakter Klangkörper präsentiert: ineinander geschachtelte Rhythmen, verwoben in einen vorwärts treibenden Beat, der bei manchen Stücken – wie bei Webers „Cosmic“ – ins Rocken gerät und Piano und Rhodes sich gegenseitig befeuern. Mit Morgan und Weiss, einem der angesagtesten Drummer der Improvisationsszene des Big Apple, zimmert Weber auch aus Popsongs – Coldplay, Jamiroquai, Clapton – kraftvolle Grooves mit starken Breaks, aber ohne Muskelspiel der Beteiligten: Morgans Solopart etwa bei dem Coldplay-Hit „Clocks“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie gut dieses Trio funktioniert. Louekes Gitarre mischt sich bei einigen Songs mit perkussiven Tönen ein. Mittendrin dann gibt’s eine sphärische Einlage, Louekes „Mivakpola“ als Interludium, mit samtenem Gesang und lyrischem Gitarre-Piano-Duett.
(Uli Lemke)
- Label: Enja Records , 2011
- Erscheinungstermin: 11.9.2012
Piano, Electric Piano [Rhodes] – Florian Weber
Double Bass – Thomas Morgan
Drums, Tabla – Dan Weiss
Guitar – Lionel Loueke
Liner Notes – Ralf Dombrowski
Mastered By – Peter Mew
Painting – Beauvert
Photography By – Patrick Hinely
Producer – Matthias Winckelmann
Recorded By – Joe Marciano, Max Gross
Design [Cover] – BGA Brey Graphic Arts